Presse

Schwarzwälder Post, Montag, 7. Juli 2025

Ein Rennen zwischen Zuversicht und Verzweiflung
Stefan Kienzle trotzt den Dolomiten beim La Sportiva Lavaredo Ultra Trail.

Zell-Unterharmersbach (as). Stefan Kienzle von der LG Brandenkopf hat sich beim diesjährigen La Sportiva Lavaredo Ultra Trail by UTMB durch eine der anspruchsvollsten Ultradistanzen und eindrucksvollsten Berglandschaften Europas gekämpft. Nach 80 Kilometern, 4.800 Höhenmetern und fast 16 Stunden, 59 Minuten und 46 Sekunden auf den Beinen erreichte er als 521. Finisher erschöpft, aber stolz das Ziel in Cortina d’Ampezzo.
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Die Dolomiten als Ausdauertest
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Was viele als Traumlandschaft kennen, wurde für Kienzle zum ultimativen Ausdauertest. Die Strecke durch das UNESCO-Welterbe der Dolomiten verlangt Läuferinnen und Läufern nicht nur physisch alles ab, auch mental ist sie eine Grenzerfahrung. Der ständige Wechsel zwischen Höhenmetern, Geröll, steilen Downhills und schmalen Bergpfaden erfordert volle Konzentration – oft über viele Stunden hinweg ohne Pause.
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Gänsehaut auf dem Gipfel
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Gestartet wurde im Tal Val Marzon bei Auronzo. Gleich zu Beginn wartete ein endlos wirkender Anstieg zur Rifugio Auronzo, bis sich auf über 2.300 Metern Höhe die Drei Zinnen in der Morgensonne zeigten. Ein Moment, der nicht nur bei Kienzle Gänsehaut auslöste. „Das Licht, die Stille, diese Wucht – das vergisst du nie“, so der 38-Jährige.
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Kaum Zeit zum Verschnaufen
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Nach der Traverse über die Forcella Lavaredo, einer schmalen Scharte mit alpinem Charakter, ging es Richtung Cimabanche, dem ersten großen Verpflegungspunkt nach rund 33 Kilometern. Doch es blieb kaum Zeit zum Durchschnaufen. Der folgende Streckenabschnitt führte über die Forcella Lerosa und durch das abgeschiedene Gebiet rund um Malga Ra Stua, ehe ein steiler Anstieg zum Col dei Bos die Kräfte erneut auf die Probe stellte.
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Kampf bis zum letzten Abstieg
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Oben, am Sattel unterhalb der Tofane-Felswände, mischte sich Schmerz mit Stolz, doch der schwerste Teil stand noch bevor. Nach der Querung der Cinque Torri und einem kurzen Stopp am Rifugio Averau ging es in den finalen Abstieg über den Passo Giau und weiter durch das Gebiet der Croda da Lago. Erst hier zeichnete sich ab, wer noch über genug Kraftreserven für den letzten Abstieg nach Cortina verfügte.
„Ich war körperlich am Limit. Aber die Stille dort oben, die Aussicht, dieses Gefühl, mitten in den Bergen zu sein – das hat mich getragen“, berichtet Kienzle.
Kurz vor Mitternacht lief er über das Kopfsteinpflaster von Cortina ins Ziel – begleitet vom tobenden Applaus der Zuschauer und einem Gefühl, das kein Pokal der Welt ersetzen kann. Ein Sieg gegen sich selbst.


Das Team der LG Brandenkopf vor dem Start zum Nebelhorn (von links): Sabine Witschel, Werner Schwörer, Johannes Hasselmann, Joachim Benz, Ulrich Benz, Arno Kempf, Franziska Schmieder, Laura Huber, Daniel Knäble und Betreuer Lothar Killig.
                                                                                                                  Foto: Verein

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